Der Arbeitskreis Gefahrgut und Messtechnik im Oldenburgischen Feuerwehrverband regt an, über die Kreisbrandmeister an die Kommunen folgenden Einsatzhinweis zu übermitteln.
Aufgrund stark gestiegener Energiepreise ist mit speziellen Gefahren durch unkonventionelle Heizgeräte, die möglicherweise in diesem Winter verstärkt genutzt werden, zu rechnen. Neben einer erhöhten Brandgefahr durch die in den letzten Wochen viel diskutierten Teelichteröfen oder Spirituskamine sehen wir weitere Gefahrenquellen, die insbesondere die ersteintreffenden Kräfte der Feuerwehr und den Rettungsdienst treffen können. Es gilt, diesen Gefahren mit geeigneter Vorbereitung zu begegnen.
Gefahren durch Kohlenmonoxid (CO)
• CO entsteht u.a. bei der Nutzung von Gasbrennern, wie sie auch vom BBK für die Notfallversorgung der Bevölkerung vorgeschlagen werden. Zwar bedarf es einer deutlich längeren Betriebsdauer, als es für die Zubereitung einer Mahlzeit erforderlich ist, um in einer normal großen Wohnung eine gefährliche CO-Konzentration zu erreichen, es ist davon auszugehen, dass diese Gefahr in der Bevölkerung nicht flächendeckend präsent ist und diese Brenner auch zum Erwärmen der Wohnung genutzt werden könnten. Bei entsprechenden Einsatzszenarien, z.B. zur Türöffnung, sollte eine Gefährdung durch Kohlenmonoxid bei der Lagebeurteilung daher unbedingt erwogen werden.
• Sind bei einer Ortsfeuerwehr, die zu einer Türöffnung gerufen werden könnte, keine Messgeräte verfügbar, könnten im Vorfeld eine oder mehrere der folgenden Optionen überprüft werden (Liste nicht abschließend):
o Ergänzung der Ausstattung um ein entsprechendes Messgerät
o Anpassung der AAO um ein Einsatzmittel mit entsprechendem Messgerät
o Erstellen einer Standardeinsatzregel, die die Unterweisung der Einsatzkräfte, Erkundungshilfen und die notwendige PSA (Pressluftatmer) für eine Türöffnung beschreibt.
o Abstimmung mit dem Rettungsdienst (hier gehören CO-Melder seit 2020 zur Normbeladung von RTW) für ein gemeinsames Vorgehen, sofern ein RTW hinreichend sicher und zeitnah verfügbar ist.
o Unterweisung der Einsatzkräfte zu den Symptomen einer CO-Vergiftung, um sich frühzeitig aus dem Gefahrenbereich entfernen zu können.
• CO kann unter Umständen Bauteile durchdringen, insofern sind nach einem CO-Nachweis benachbarte Nutzungseinheiten ebenfalls zu kontrollieren.
• Die CO-Problematik beschränkt sich nicht einzig auf Wohngebäude, sondern auf alle Räume, in denen Menschen Schutz vor Kälte und Witterung suchen (Wohnwagen, Gartenlauben, Boote, …)
Aus unserer Sicht ist es in jedem Fall wichtig zu vermitteln, dass sich die Eintrittswahrscheinlichkeit für Szenarien, die auf Kohlenmonoxid zurückzuführen sind, in diesem Winter gegenüber den letzten Jahren erhöht hat.
Gefahren durch Propangas
• Propangas (Propan/Butangemisch, Campinggas, Autogas, LPG…) kann in behelfsmäßigen Heizungen als Brennstoff verwendet werden. Wesentlich gegenüber Methan (Erdgas) ist zu erwähnen, dass Propan eine niedrigere Explosionsschwelle hat und dass es im Gegensatz zu Methangas schwer ist als Luft. Strömt Propan oder ein Propan/Butangemisch unverbrannt ab, besteht besonders in tiefer gelegenen Bereichen (z.B. Kellern) die Gefahr der Bildung eines explosionsfähigen Gemisches.
• Es ist möglich, dass nicht sachgerecht hergestellte Konstruktionen zum Heizen verwendet werden, die zum einen zu einer erhöhten Brandgefahr, zum anderen durch Undichtigkeit das Abströmen unverbrannten Gases begünstigen.
• Es besteht ferner das Risiko, dass der Brennstoffvorrat in diesen Fällen nicht sachgerecht gelagert wird und bei einem Feuer weitere Gefahren für Einsatzkräfte (Druckbehälterzerknall, Abströmen von Brenngas, unverbrannt oder brennend…) nach sich ziehen.
Treffen die Einsatzkräfte beim Vorgehen auf solche Konstruktionen oder Läger, sollte zunächst überprüft werden, ob eine gegenwärtige Gefahr durch Brennstoff oder CO besteht, gefolgt von notwendigen Maßnahmen zur Gefahrenabwehr. Anschließend sollte die zuständige Verwaltungsbehörde, evtl. auch der Bezirksschornsteinfegermeister über den Ortsbrandmeister verständigt werden.
Auch hier halten wir es für wichtig, die Einsatzkräfte auf das erhöhte Risiko in diesem Winter hinzuweisen.
Mit kameradschaftlichem Gruß
AK Gefahrgut und Messtechnik
Dr. Oliver Schweder (Sprecher des Arbeitskreises)