04.04.2018 – Der letzte Ausweg muss geübt werden

Cloppenburg – Zweites Obergeschoss im brennenden Wohnhaus, der Rückweg versperrt und keine rettende Leiter in Sicht. Das ist ein wahrer Feuerwehr-Albtraum.

Bild: Lukas Wevering ist auf dem Weg nach unten. Gehalten wird er dabei von dem weißen Seil – die Fangleine. Das Seil in Orange ist das Sicherungsseil. Das greift nur im Notfall. Mit dem (weißen)Seil in der rechten Hand kontrolliert Lukas seine Abfahrt. Das geht mit ganz wenig Kraft. Bei leichtem Zug setzt sich der Bremsknoten fest, gibt er das Seil wieder frei, gleitet er weiter nach unten.

In so einer Situation kann das Fenster im zweiten oder dritten Obergeschoss der einzige Ausweg sein. Eine Gruppe der Feuerwehr Cloppenburg hat am vergangenen Mittwoch geübt, wie sie sich mit Hilfe der 30 Meter langen Fangleine und dem Feuerwehr-Sicherheitsgurt aus dem zweiten Obergeschoss abseilen können. „Selbstretten“ sagen die Feuerwehrleute dazu. Es gibt dabei einiges zu beachten, alles muss passen. Was ist ein sicherer Festpunkt und wie wird die Fangleine daran befestigt? Nur der korrekt ausgeführte Bremsknoten am Sicherheitsgurt macht die Fahrt nach unten kontrollierbar. Übungsobjekt ist das Parkhaus am Schwimmbad. Lukas Wevering steht fertig angeleint auf dem zweiten Parkdeck. Er ist bereit zum Übersteigen. Den festen Boden des Parkdecks zu verlassen und sich dann ein kleines Stück in das Seil fallen zu lassen, das ist der unangenehmste Teil der Übung. Bevor Wevering über die Brüstung klettert und sich dann auf den Weg nach unten macht, haben die beiden Gruppenführer Andre Siemer und Oliver Karg noch einmal alles sorgfältig kontrolliert. Die Knoten, das Seil, alles muss hundertprozentig sicher sein. Fehler in der Vorbereitung können tödliche Folgen haben. In der Ausbildung wird daher grundsätzlich doppelt gesichert. Lukas Wevering und seine Kameraden tragen zusätzlich ein professionelles Klettergeschirr. Reißt die Fangleine oder versagt ein Knoten, fallen sie einigermaßen sanft in ein zweites, spezielles Seil. Dieses Seil wird von einem Sicherungsmann auf dem Parkdeck geführt und kontrolliert. Auch hier wird ein Bremsknoten eingesetzt, ein Halbmastwurf. Der ermöglicht es dem Sicherungsmann, seinen im Seil hängenden Kameraden mit minimalem Kraftaufwand zu stoppen oder ganz langsam herabzulassen. An diesem Abend geht alles glatt, so wie immer. Aber auf die zusätzliche Sicherung verzichten will niemand, das ist auch nur in dem Notfall erlaubt, der hoffentlich nie eintritt. Aber Lukas Wevering und seine Kameraden wären zumindest gut vorbereitet.

Bild und Text: Feuerwehr Cloppenburg

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