22.02.2022 – „ KeinNotfall“-Service entlastet Notruf-Leitungen bei Unwetterlagen

Oldenburg – Bei außergewöhnlichen Ereignissen wie Unwettern und anderen Großschadenslagen stehen die Telefone der Notrufnummer 112 in Einsatzleitstellen nicht still. Insbesondere seit Mobiltelefone die Kommunikationsmöglichkeiten wesentlich erweitert haben, melden sich bei einer Unwetterlage in kürzester Zeit hunderte Anrufer, weil überflutete Straßenbereiche, herabgefallene Dachziegel oder umgestürzte Bäume auffallen – oft wird das gleiche Ereignis mehrmals gemeldet.

Das große Problem dabei: Die echten Notrufe, bei denen Leben in Gefahr sind, kommen nicht immer bis zur Feuerwehr- und Rettungsleitstelle durch, weil die zur Verfügung stehenden Notrufleitungen und Abfragekapazitäten belegt sind. Der„KeinNotfall“-Service verfolgt das Ziel, die Notrufkapazitäten zu entlasten, aber auch den Feuerwehren einen Mehrwert an Informationen bereitzustellen“, schildert Mirko Mennrich, Projektleiter beim IT- Unternehmen BTC Business Technology Consulting und Mitglied der Freiwilligen Feuerwehr Oldenburg, der aus der Idee in Zusammenarbeit mit der Großleitstelle Oldenburger Land (GOL) die „KeinNotfall“-Lösung
konzipiert hat. Der digitale Service ermöglicht die Meldung von unkritischen Schäden und Vorfällen, ohne die Notrufleitungen zu belasten. Bürger*innen können somit die Geoposition des Schadensortes mit ihrem Mobiltelefon erfassen und zusammen mit einem Foto und Beschreibung versenden. Die Meldungen werden dann direkt an die zuständige Führungsstelle der Feuerwehr übertragen, dort bewertet, priorisiert und weiterbearbeitet. Bei der GOL trifft die Anwendung auf große Zustimmung. „Mehr als 500 Notrufe am Tag zu bearbeiten, ist kein Problem“, bestätigt Stefan Abshof von der GOL. „Bei Sonderlagen, wie Orkanen und Überschwemmungen, kommt es aber zu einem stark ansteigenden Anrufaufkommen der Bürger*innen – viele dieser Anrufe sind keine „echten Notrufe“ im eigentlichen Sinne und so steigt die Anruflast in den Feuerwehr- und Rettungsleitstellen stark an.“ Der KeinNotfall-Service ist der Alternativkanal zur Notrufnummer, um
Vorfälle, von denen keine Gefahr für Leib und Leben ausgehen, schnell und unkompliziert zu melden. Frank Leenderts, Leiter und Geschäftsführer der GOL, kann dies uneingeschränkt bestätigen: „Auf diese Weise werden die Notrufleitungen in den Leitstellen für lebensbedrohliche Einsätze freigehalten – dadurch wird die temporäre Extremsituation entlastet und die Einsatzplanung in den Führungsstellen der Städte und Gemeinden kann optimiert werden.“ Michael Bremer, bisheriger Leiter der Feuerwehr Oldenburg und Initiator des Projektes, hebt die Wichtigkeit des neuen Service hervor: „Vor dem Hintergrund der Klimaveränderungen müssen wir von weiter zunehmenden Unwetterlagen ausgehen. Die Digitalisierung der Schadensmeldungen ist ein wesentliches Instrument, um diese Einsatzlagen auch künftig bewältigen zu können.“ Auch sein Nachfolger Jens Spekker ist der Auffassung, dass ein solcher Online-Meldeweg in der heutigen Zeit unerlässlich ist. Die hilfreiche Lösung hat die BTC AG in Zusammenarbeit mit der Großleitstelle Oldenburger Land und Vertretern der zugehörigen Kreisfeuerwehren entwickelt. Basierend auf Open-Source-Technologien wird diese als Software-as-a-Service bereitgestellt und kann auf jedem aktuellen mobilen Endgerät ohne Installation mit dem Browser genutzt
werden. Es stehen drei Module für die jeweiligen Beteiligten zur Verfügung: 3 Module für Bürger*innen, Leitstelle und Führungsstelle •
Das beschriebene Bürger*innenmodul benötigt keine Installation und ist bei größeren Unwetterereignissen unter www.KeinNotfall.de erreichbar. Damit lassen sich einfach und
schnell Meldungen mit wertvollen Zusatzinformationen (Koordinaten, Foto, Kurzbeschreibung) absetzen.
Das Leitstellenmodul ist für die Leitstelle konzipiert. Es aktiviert die anlassbezogene Schadensmeldung, legt das Schadensgebiet fest und schaltet die Führungsstellen frei. Ein umfassendes
Monitoring von Schadensmeldungen wird ermöglicht, ebenso eine automatische Weiterleitung an die zuständigen Feuerwehren. Im Führungsstellenmodul nimmt die Feuerwehr die Meldungen entgegen, priorisiert sie und veranlasst die Schadensbeseitigung durch Einsatzkräfte vor Ort. Die Einsatzaufträge werden dafür digital weitergeleitet oder als Printversion mit QR-Code zur Verfügung gestellt. Die Generalprobe für „KeinNotfall“ fand bereits im letzten Jahr im Oldenburger Land statt. Sie rief sehr positive Reaktionen hervor und wurde seitdem noch weiter optimiert und Stresstests unterzogen. Seit diesem Monat kann der Service anlassbezogen durch die GOL freigeschaltet werden. Darüber wird mit den etablierten Warnapps BIWAPP und KATWARN, aber auch in den Social-Media-Kanälen der Leitstelle, informiert. Bei den Unwettern der letzten Woche kam der Service noch nicht zum Einsatz, denn das Sturmtief überlappte sich zeitlich mit den letzten
organisatorischen Maßnahmen für die Einführung. Über BTC: Die BTC Business Technology Consulting AG ist eines der führenden IT- Consulting-Unternehmen in Deutschland mit zwölf nationalen
Niederlassungen sowie weiteren Standorten im Ausland. Das Unternehmen mit über 1.900 Mitarbeitern und Hauptsitz in Oldenburg ist u.a. Partner von SAP und Microsoft, AWS und ESRI. BTC erzielte im Jahr 2020 einen Umsatz von rund 222 Mio. Euro. https://www.btc-ag.com/ Über GOL: Die Großleitstelle Oldenburger Land (AöR) ist die für die Landkreise Ammerland, Cloppenburg, Oldenburg und Wesermarsch sowie die kreisfreien Städte Delmenhorst und Oldenburg zuständige Feuerwehr- und Rettungsleitstelle. Auf einer Fläche von ca. 4.200 km² werden die Notrufe und Hilfeersuchen aus den Bereichen Brandschutz, Hilfeleistung, Rettungsdienst und Krankentransport für über 770.000 Einwohnerinnen und Einwohner bearbeitet. Die aus den Notrufen resultierende Anzahl von jährlich fast 280.000 Ereignissen wird durch die Leitstelle disponiert und von 30 Rettungs- und 155 Feuerwachen mit insgesamt über 2.000 verschiedenen Fahrzeugen durchgeführt. https://www.grossleitstelle-
oldenburger-land.de

Quelle: GOL

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