Emstek – LK Cloppenburg – Pouria Naser Ranjbar will Leben retten – in seiner Heimat droht ihm der Tod. Der Iraner ist Asylbewerber, wohnt in der zentralen Unterkunft in Gartherfeld und ist seit über einem Jahr Mitglied der Freiwilligen Feuerwehr Emstek.
Bild: Pouria Naser Ranjbar (Mitte) hat sich ein gelebt in der Gemeinde. Über sein Engagement in der Feuerwehr freuen sich auch Gemeindebrandmeister Reinhard Vaske (links) und Bürgermeister Michael Fischer
Ende 2017 war es, als die Brandmeldeanlage in der Unterkunft Alarm auslöste und die Feuerwehr auf den Plan rief. Die schnelle Hilfe hat ihm gefallen und schon in Teheran wollte er zur Berufsfeuerwehr. „Wie kann ich dabei sein?“, war daher seine Frage an Gemeindebrandmeister Reinhard Vaske. Der war zunächst skeptisch, denn neben dem Einsatzwillen sind auch Deutschkenntnisse in Schrift und Sprache erforderlich, um Kommandos zu verstehen und Schilder lesen zu können. Doch seit seiner Einreise ins Bundesgebiet im Februar 2017 war er nicht untätig. „Ich habe über YouTube von einem iranischen Lehrer Deutsch gelernt. Jeden Tag zehn Stunden.“ Mit Erfolg.
Vor ein paar Jahren ist er im Iran zum christlichen Glauben konvertiert. Eine gefährliche Entscheidung, denn offen ausleben kann er ihn nicht. Irgendwann ist ihm zugetragen worden, dass seine Verhaftung droht – und die Todesstrafe, wie er erklärt. Er ist abgetaucht und hat sein Land in Richtung Deutschland verlassen. Kontakte in Europa hatte er bis zu diesem Zeitpunkt keine – Verbindungen nach Hause sucht er seither auch nicht, denn das könnte seine Familie in Gefahr bringen. Vier Wochen später bezog Pouria, wie er ausschließlich von seinen Kameraden genannt wird, die Unterkunft in Gartherfeld. Nach dem ersten Kontakt mit der Feuerwehr ist er an einem Dienstag zum Dienstabend gekommen. Moin hat er gesagt und ein lautes Moin aus allen Kehlen schallte ihm entgegen. „Das war ein tolles Gefühl“, erinnert sich der 35-Jährige. Er wurde als Anwärter aufgenommen und ist nach einem Jahr zum Feuerwehrmann befördert worden. In Teheran war Pouria Buchhalter in einer großen Autofirma. Eine Ausbildung, mit der er in Deutschland nichts anfangen kann. Im August 2017 hat er als Hilfsarbeiter einen Job bekommen und er kann nun eine Lehre zum Trockenbauer machen. Einen deutschen Führerschein hat er ebenfalls schon gemacht. Es klingt alles nach einer perfekten Integration, wäre da nicht sein Verfahren zur Anerkennung als Flüchtling. Sein Antrag wurde am 10. Juli 2017 vom Bundesamt für Migration und Flüchtlinge abgelehnt, wogegen er Klage eingereicht hat. Seither hat es keine weitere Entscheidung gegeben. „Er ist in die Gesellschaft integriert über die Arbeit und über die Feuerwehr. Da muss man Ausnahmen möglich machen“, meint Emsteks Bürgermeister Michael Fischer, der beeindruckt ist vom Einsatzwillen Pourias. Den zeigt er auch, wenn die Emsteker Feuerwehr zu Unfällen und Bränden gerufen wird, um Hab und Gut zu schützen und Leben zu retten. Und das möchte er noch möglichst lange in seiner neuen Heimat machen.
Text und Bild: Thomas Vorwerk, Münsterländische Tageszeitung