Großschadensübung im Wiehengebirge

Kreisfeuerwehrbereitschaften Herford und Friesland üben gemeinsam im Wiehengebirge

Fiktiver Waldbrand „Wiehenfeuer“ mit Unterstützung von der Küste gelöscht

Rödinghausen (LK Friesland /Kreis Herford) – In  Rödinghausen, im Wiehengebirge, herrscht der Ausnahmezustand, so hätte man fast glauben können. Den ganzen Samstagvormittag hindurch wurde die sonst eher beschauliche Kurgemeinde von Feuerwehrfahrzeugen durchkreuzt, die es ziemlich eilig hatten. Der Grund hierfür ist aber schnell aufgeklärt: Mehr als 200 Einsatzkräfte der befreundeten Kreisfeuerwehrbereitschaften Herford und Friesland (Niedersachsen) sowie Einheiten des Roten Kreuzes probten während der Großschadensübung „Wiehenfeuer“ den Ernstfall. Sie löschten unweit des Nonnensteins einen fiktiven Waldbrand und leisteten nach einem „schweren Verkehrsunfall“ Technische Hilfe.

Seit den neunziger Jahren führen der Kreisfeuerwehrverband Herford  regelmäßige Großschadensübungen an der Nordsee durch, sagt Kreisbrandmeister Wolfgang Hackländer. „In Hooksiel im Wangerland sind wir bereits viele Male gern gesehene Gäste gewesen!“

Zur Erinnerung: Zuletzt hatten Feuerwehrleute aus den Kreisen Friesland und Herford  während der Großübung „Mai-Power 2013“ im Marinehafen Wilhelmshaven gemeinsam mit der Bundeswehrfeuerwehr einen angenommenen Schiffsbrand auf der Fregatte Niedersachsen gelöscht. (Der KFV Herford berichtete.)

Rund 12 Monate später können „die Friesen“, darunter Hackländers Amtskollege Gerhard Zunken,  nun erstmals im Kreis Herford begrüßt werden.  Die etwa 100 Einsatzkräfte sind mit 20 Lösch-, Rüst- und Gerätewagen von der Küste angerückt. Sie stehen unter der  Bereitschaftsführung von Reiner Hinrichs und seinem Stellvertreter Ingo Kruse. Der Mot-Marsch (Abk. von motorisierter Marsch) nach Ostwestfalen sei schon etwas Besonderes, meint Hinrichs. Die bisherigen Katastrophenschutzübungen hätten sich für seine Einheiten – im Kreis Friesland gibt es 22 Ortsfeuerwehren mit etwa 800 Ehrenamtlichen – immer auf dem Gebiet des Oldenburgischen Feuerwehrverbandes und im benachbarten Ostfriesland abgespielt.

Auf dem Parkplatz unterhalb des Nonnensteins hat sich am Morgen die Einsatzleitung eingerichtet. Im Besprechungsraum des Einsatzleitwagens 2 (ELW 2), der in Bünde stationiert ist, bekommen die Zugführer eine Lageeinweisung. Um 7.26 Uhr sei im Bereich der Gemeinde Preußisch Oldendorf (Kreis Minden-Lübbecke) ein Sportflugzeug abgestürzt und hätte im Wiehengebirge einen Waldbrand ausgelöst, erläutert stellvertretender Kreisbrandmeister und Übungsleiter Bernd Kröger. Seit 14 Tagen, so die angenommene Lage, habe es in ganz OWL nicht mehr geregnet. „Die Flammenfront hat sich mittlerweile auf eine Breite von 300 Meter ausgebreitet“, sagt Kröger. Sie laufe nun nordöstlich des Nonnensteins hinweg auf die Gemeinde Rödinghausen zu.  Für die Einsatzkräfte geht es jetzt vorrangig darum, mit mehreren Strahlrohren eine Riegelstellung aufzubauen, um mit dieser „Wasserwand“ den Brand „einzufangen“. Von der Alten Dorfstraße aus wird dazu eine 1.200 Meter lange Schlauchleitung verlegt, die über den Schlinkweg hoch zum Kamm des Wiehengebirges verläuft. In diesem Einsatzabschnitt sind unter anderem die Schlauchwagenbesatzungen vom Löschzug Herford-Mitte sowie der Ortsfeuerwehr Hohenkirchen (Gemeinde Wangerland) im Einsatz. Die Brandschützer müssen mehrere Verstärkerpumpen einbauen, damit der Druck ausreicht, um das Löschwasser über die lange Wegstrecke zu transportieren, aber auch den beachtlichen Höhenunterschied von gut und gerne 100 Metern zu überwinden. In einem weiteren Einsatzabschnitt läuft der Wassertransport in anderer Weise: Hier schaffen neun Tanklöschfahrzeuge, die bis zu 5.000 Liter fassen, das Wasser im Pendelverkehr herbei. An der Alten Dorfstraße sind dazu zwei Zapfstellen eingerichtet, wo die Wagen aus Kirchlengern, Hiddenhausen, Zetel, Schortens, Varel und Sande das Löschmittel aus dem öffentlichen Wassernetz aufnehmen, um es schließlich an der „Feuerfront“ in einen 5.000 Liter Faltbehälter wieder abzugeben. Es gelingt den Einsatzkräften dadurch, eine Tragkraftspritze, die das Löschwasser an die Einsatztrupps im Wald verteilt, dauerhaft in Betrieb zu halten. Insgesamt können rund 1.600 Liter pro Minute in das Schadensgebiet gefördert werden. Übungsleiter Bernd Kröger zeigt sich später überrascht, wie gut der Wassertransport geklappt habe. Er lobt den schnellen Aufbau der Schlauchleitung. Außerdem seien die Fahrer der Tanklöschfahrzeuge auf den schmalen und rutschigen Waldwegen sehr diszipliniert unterwegs gewesen.

Währenddessen sind die beiden technischen Züge der Kreisfeuerwehrbereitschaften Herford und Friesland im Ortsteil Bieren im Einsatz. Die Wehrleute und Helfer des DRK stehen hier vor einem ebenso anspruchsvollen Szenario: Die Fahrerin eines Ford Fiestas ist unter einen Lastzug gerast.

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Ein weiteres Auto liegt auf der Seite, ein ebenfalls beteiligter Kleinwagen ist einen Abhang hinuntergestürzt. „Die Rettung von fünf verletzten Personen, die zum Teil eingeklemmt sind, ist angelaufen“, sagt Hergen Töben, Zugführer vom Fachzug 3 (Kreis Friesland). Christian Werner, Timo Lützkendorf und Marco Schülke sind mit dem Rüstwagen 1 (RW 1) aus Bünde-Spradow vor Ort. Sie sichern den Kleinwagen am Abhang mit der Seilwinde, da dieser weiter abzurutschen droht. Über die Heckklappe gelingt es der Besatzung vom  Rüstwagen 2 (RW 2) der Feuerwehrtechnischen Zentrale Jever, die Fiesta Fahrerin und ihre Beifahrerin zu retten. Alle „Unfallopfer“ sind realistisch geschminkt.

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Daniel Lenke und seine Helfermannschaft vom Roten Kreuz stand bereit, um die Statisten zur Patientenablage zu bringen und im Einsatzzelt deren „Verletzungen“ zu versorgen.

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Nach vier Stunden ist die Großschadensübung „Wiehenfeuer“ beendet und in Rödinghausen kehrt wieder Ruhe ein. „Für uns war gerade die Wasserförderung über lange Wegstrecken eine gute Erfahrung“, sagt Bereitschaftsführer Hinrichs anschließend. Solche Höhenunterschiede, wie im Wiehengebirge, gebe es an der Küste nämlich kaum. Im Anschluss heißt es „Essen fassen“. Die Feldküche der Bereitschaft Friesland hat (gut) gekocht.

Für die Feuerwehrleute von der Küste stand am Nachmittag noch die Besichtigung der neuen Leitstelle und modernisierten Feuerwehrzentrale in Hiddenhausen auf dem Programm. Am Abend nach der Übung wurden die Kameraden Stephan Willms (Ortsfeuerwehr Neuenburg) und Hans-Dieter Brandt (Ortsfeuerwehr Wiarden) für ihre seit 12 Jahren alljährliche Teilnahme an Übungen der Kreisfeuerwehrbereitschaft mit der Ehrennadel in Bronze der LFV Niedersachsen ausgezeichnet.

Am Sonntagvormittag ging es dann zurück in die friesische Heimat. Auf Wiedersehen 2015: Dann wird aller Voraussicht nach wieder die traditionelle Motmarschübung des Kreisfeuerwehrverbandes Herford an der Nordsee stattfinden.

Text und Bilder: Catharina Treichel, KPW

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