Varel – Es war ein warmer Nachmittag, als die Feuerwehr zum Brand einiger Altpapierballen zur Papier- und Kartonfabrik Varel alarmiert wurde.
Bild: Luftaufnahme von der Einsatzstelle am Dienstagvormittag
Auf Grund der schon länger anhaltenden Trockenheit und dem vorherrschenden lebhaften Wind, entwickelte sich dieser eigentliche Routineeinsatz ganz anders. Das Brandgut, zu Ballen verpresstes Papier wird durch Drähte aus Metall zusammengehalten. Brennbar soweit die Verpressung Sauerstoff an das Papier gelangen lässt. Da über die Pfingstfeiertage produziert worden war, hatte die vorhandene Lagermenge Altpapier deutlichabgenommen und quasi Schneisen bedingt durch leere Altpapiersektoren entstehen lassen. Bei Eintreffen der ersten Fahrzeuge brannten sechs Altpapierballen, im Normalfall eine schnell erledigte Aufgabe. Schon während der ersten Löschmaßnahmen und dem Aufbau einer unabhängigen Wasserversorgung, breitet sich das Feuer begünstigt durch den Wind in rasanter Geschwindigkeit aus.
Bild: Blick vom Pförtnergebäude auf das brennende Altpapier, frühe Phase
Es folgten umfangreiche Nachforderungen an Einsatzkräften. Es wurde Stadtalarm in Varel ausgelöst und die Feuerwehren Zetel, Bockhorn und Jaderberg alarmiert. Die Einsatzleitung richtet Einsatzabschnitte ein. Erstmals kommt auch die 2014 gegründete TEL Friesland zum Einsatz und unterstützt die Einsatzleitung. Ausgangspunkt des Feuers sind die Bänder zur Beschickung der Förderbänder, wo in der Nähe die bereitstehenden Altpapierballen brennen. Der Wind weht jedoch brennende Papierschnipsel weiter in andere Bereiche des Altpapierlagerplatzes.
Bild: Blick auf die Löscharbeiten auf dem alten Altpapierplatz, im Vordergrund vom Feuer verschonte Altpapierballen
Durch die schon längere anhaltende Trockenheit ist das dort gelagerte Altpapier absolut trocken und das schnelle Ausbreiten der Flammen kann nicht verhindert werden. Ein Erfolg ist aber, dass durch eine massive Riegelstellung die Ausbreitung auf die Halle der Papiermaschine 5, verhindert werden kann. Hier besteht ein Sicherheitsabstand von 20 Metern zwischen Gebäude und eingelagertem Altpapier. Als Randnotiz, am Nachmittag wird der Einsatzleitung noch ein kleiner Flächenbrand in Langendamm gemeldet. Da keine Kräfte aus dem Einsatz rausgelöst werden können, übernimmt die Feuerwehr Grabstede diesen Paralleleinsatz.
Bild: Blick vom Pförtnergebäude auf das brennende Altpapier, frühe Phase
Vorher mussten auch schon auf dem Firmenparkplatz, in Windrichtung liegend, etliche Klein- bzw. Entstehungsbrände in der dortigen Vegetation gelöscht werden. Inzwischen hat sich das Feuer auf beide Altpapierplätze der Papiermaschinen ausgebreitet. Um einen Löscherfolg unter diesen Bedingungen zu ermöglichen werden Bagger und Radlader angefordert, anfangs vom THW, da diese mit einem Sauerstoffüberdruck in den Fahrerkabinen fahren können, der die Fahrer vor Atemgiften schützt. Sie sollen das Brandgut umschichten um dadurch einen endgültigen Löscherfolg erzielen zu können. Auch kümmert sich das THW um logistische Dinge wie etwa die Treibstoffversorgung. Von großem Nutzen dabei ist auch eine firmeneigene mobile Tankstelle für Dieselkraftstoff. Allerdings erweisen sich die Maschinen des THW als nicht ausreichend, weshalb von privaten Firmen weitere Baumaschinen angefordert und eingesetzt werden. Um für die Löscharbeiten größere Wurfweiten zu haben, werden diverse Wasserwerfer eingesetzt. Diese kommen von der FTZ Friesland, aus der Wesermarsch und von der FTZ Wittmund. Auch das Großtanklöschfahrzeug der Feuerwehr Alhorn mit seinem Wasserwerfer ist im Einsatz. Zudem werden zwei LUF eingesetzt, einmal von der WF Norddeutsche Seekabelwerke Nordenham und dem Fachzug LUF von der Kreisfeuerwehr Cloppenburg. Die Wasserversorgung kann weitestgehend durch Wasserentnahmestellen der Papier- und Kartonfabrik sichergestellt werden. In Spitzenzeiten sind das über 15000 Liter Wasser in der Minute. Wasserentnahmestellen sind Löschwasserbrunnen, der Kühlwasserkreislauf der Papiermaschinen und ein Teich auf dem Werksgelände. Aber auch die am Werksgelände vorbeifließende Leke dient der Löschwasserentnahme. Beim Verlegen der Schlauchleitungen kommen alle drei Schlauchwagen aus dem Landkreises Friesland zum Einsatz. Zwei davon besetzt die Ortsfeuerwehr Hohenkirchen, einen die Ortsfeuerwehr Varel. Zusammengerechnet sind somit mehrere tausend Meter Schlauchleitung verlegt worden für die Wasserversorgung. Auf den Lagerplätzen werden soweit wie möglich die Altpapierballen mit Baggern geöffnet, sprich die Ballendrähte zerstört, um sie zu öffnen und somit gründlich ablöschen zu können. Auf dem neueren Teil des Altpapierplatzes wird dann eine freie Fläche geschaffen, wohin das Brandgut transportiert, vereinzelt und gründlich final abgelöscht wird. Zur Verbesserung der Löschwirkung, wird dem Löschwasser Netzmittel beigefügt. Im Anschluss daran wird es zu einem großen Haufen aufgeschoben um Platz zu sparen.
Bild: TEL Friesland aufgebaut vorne auf dem Parkplatz
So wird mit der gesamten Menge Brandgut verfahren bis alles auf dem neueren Teil in großen Haufen gelagert ist. Von dort aus wird es dann später der Entsorgung zugeführt. Die andere Hälfte des Altpapierplatzes, der alte Teil, ist nachher frei von Brandgut. Letztendlich wird man eine Lagermenge von etwa 9000 to errechnen, die den Flammen zum Opfer gefallen sind. Im Verlauf der Nacht werden dann erstmalig Einsatzkräfte ausgetauscht. Die Vareler Wehren richten einen Schichtdienst ein. Die Feuerwehren Jaderberg, Zetel und Bockhorn werden durch die Feuerwehren Schortens und Sande in der Nacht abgelöst. Auch wird Schaummittel aus dem Schaummittelverbund so wie ein GWA angefordert. Beides kommt von der Feuerwehr Wilhelmshafen. Am frühen Nachmittag übernehmen Kräfte der angeforderten Kreisbereitschaft Ammerland von den eingesetzten Friesländer Kräften die Einsatzstelle. Sie verfahren weiter nach dem schon angewendetem Schema. Zwischenzeitlich muss die Wasserversorgung teilweise neu organisiert werden, weil der Teich leer und die Löschbrunnen teilweise nicht mehr ausreichend Wasser geben. Ein Ergebnis des immensen Löschwasserbedarfs bis dahin. Am Mittwochvormittag kann in einigen Bereichen schon mit dem Rückbau von Einsatzmitteln begonnen werden, während die Ablöscharbeiten noch auf dem neuen Teil des Altpapierplatzes laufen. Gegen Mittag kann durch die Einsatzleitung dann endgültig Feuer aus gemeldet und die restlichen Schlauchleitungen und Gerätschaften abgebaut werden. Am frühen Nachmittag kann dann auch die Bereitschaft Ammerland mit ihren Kräften wieder abrücken.
Text: Georg von Ivernois, KPW
Bilder: Olaf Ulbrich NWZ, Georg von Ivernois, Feuerwehr Ammerland