Jaderberg/Wesermarsch – Eine schwierige Einsatzübung mit Menschenrettung, auch aus den oberen Stockwerken des höchsten Gebäudes in Jaderberg,
Bild: Eine lehrreiche und interessante Einsatzübung führte die Stützpunktfeuerwehr Jaderberg in der ehemaligen Fleischwarenfabrik in Jaderberg durch. Die Einsatzkräfte bereiten sich auf den Innenangriff vor
der ehemaligen Fleischwarenfabrik in Jaderberg am Bahnweg, heute noch als Wurstfabrik bekannt, fand im Rahmen des regulären Dienstabends der Stützpunktfeuerwehr Jaderberg statt. Ortsbrandmeister Thomas Hülsebusch war an diesem Abend selbst für die Gestaltung des Dienstabends zuständig und fand dann in diesem historischen Gebäude eine ideale Übungsstätte, die von den neuen Investoren, die das Gebäude von der Gemeinde Jade erworben haben und wieder zu Wohnungen herrichten wollen, für diese Übung zur Verfügung gestellt worden war. „Kellerbrand nach Verpuffung in der Heizungsanlage, das gesamte Gebäude ist stark beschädigt, der Hausbesitzer wird im Keller vermisst, zwei Erwachsene und zwei Kinder müssen aus dem Obergeschoss des mehrstöckigen Gebäudes gerettet werden“, so lautete der Einsatzfehl, der von Ortsbrandmeister Thomas Hülsebusch für diese recht lehrreiche Übung ausgearbeitet worden war. Nach Ankunft der Feuerwehrfahrzeuge begann unter der Leitung von Einsatzleiter Tino Öltjen (stellvertretender Ortsbrandmeister) der realistische Ablauf des Einsatzes. Sofort gingen Atemschutzgerätträger in das stark durch Nebelgerät verräucherte Gebäude und erkundeten die Lage. Gleichzeitig wurde vom Tanklöschfahrzeug aus mit der Brandbekämpfung begonnen und die Löschwasserversorgung vom Hydranten aus aufgebaut. Schon kurze Zeit später wurden die ersten Verletzten von den Atemschutzgerätträgern ins Freie gebracht und von den First Respondern der Feuerwehr Jaderberg erstversorgt. Zwei Erwachsene und zwei Kinder (Puppen) mussten aus dem 2. Obergeschoss gerettet werden. Mit der speziellen 18-Meter-Schiebleiter, die die Feuerwehr für die höheren Gebäude vor einigen Jahren angeschafft hatte, konnten die weiteren Personen durch das Fenster gerettet werden. Ortsbrandmeister Thomas Hülsebusch zeigte sich während der abschließenden Besprechung mit dem Übungsverlauf, der auch neue Erkenntnisse brachte, recht zufrieden und dankte allen Einsatzkräften für die gute Abarbeitung der einzelnen Übungsaufgaben. Sein besonderer Dank ging aber an die Investoren, die dieses historische Gebäude, das fast 15 Jahre unbewohnt war und jetzt vollkommen saniert werden soll, der Feuerwehr für eine große Einsatzübung zur Verfügung gestellt hatten.
Geschichte der Fleischwarenfabrik
Im Jahre 1900 wurde die Fleischwarenfabrik von der Familie Gröning gegründet. Neben der Fleischwarenfabrik wurde das Verwaltungs- und Wohnhaus von Direktor Gröning errichtet. Schon 1908 ging die Fleischwarenfabrik in den Konkurs; anschließend wurde hier nur für ein Jahr eine Papierfabrik betrieben, die ihren Betrieb ebenfalls wieder einstellen musste, wie von Irmgard Winter, die sich mit der Jaderberger Geschichte näher beschäftigt und ein reichhaltiges Archiv geschaffen hat, zu erfahren war. Dann hat die Gemeinde Jade das Fabrikgebäude übernommen und zu einem Wohnheim für mehrere Familien herrichten lassen. Zeitweise lebten in diesem großen dreistöckigen Gebäude mehrere Familien, die ihre Toilettenanlagen und Abstellräume viele Jahre im seitlichen Stallgebäude benutzen mussten. Gutes Trinkwasser mussten die Bewohner mit Eimern und Kannen von der Pumpe am damaligen Bahnhof holen, bis Anfang der 50er Jahre die Trinkwasserversorgung vom OOWV aufgebaut und auch dieses Wohnheim mit Leitungswasser versorgt wurde. Nach und nach wurden dann auch die Wohnungen der neuen Zeit angepasst. Im hinteren Gebäude, das 1930 abgebrannt war und dann wieder aufgebaut wurde und worin sich früher ebenfalls mehrere Wohnungen befanden, sind jetzt noch eine Wohnung und das DRK-Heim sowie der „lange Tisch“ der Kirchengemeinde untergebracht.
Der alte Fabrikschornstein wurde 1930 abgebrochen. Während eines Bombenangriffs, wenige Monate vor Kriegsschluss 1945, als hier auf dem Abstellgleis am Bahnhof ein Flakzug der Wehrmacht stationiert war und auf dem Durchfahrgleis in Richtung Wilhelmshaven ein Munitionszug halten musste, wurden hier von einem feindlichen Flugzeug Bomben abgeworfen, die zum Glück weder Zug und Gebäude trafen; aber viele Fensterscheiben des Wohnheimes Wurstfabrik gingen zu Bruch.
Das Verwaltungs-und Wohngebäude nebenan wurde nach Auflösung des Betriebes von Heinrich Oeltjen gekauft, später wohnte hier die Familie des Jader Bürgermeisters Georg Vogel und jetzt ist die Familie Mandel Eigentümer dieses historischen Wohngebäudes am Bahnweg.
Zur Unterbringung von Asylanten hatte die Gemeinde Jade vor Jahren auf dem Grundstück der Fleischwarenfabrik eine Wohnbaracke errichtet, die jetzt abgebrochen werden soll. Im hinteren Bereich der Wohnbaracke hatte das DRK Jaderberg bis jetzt seine Kleiderkammer eingerichtet. Das mehrstöckige Hauptgebäude der ehemaligen Fleischwarenfabrik, das nach der Betriebsschließung bis jetzt der Gemeinde Jade gehörte und bis vor etwa 15 Jahren viele Jahre als Wohngebäude diente und dann bis jetzt unbewohnt war, soll von den Investoren vollkommen saniert werden. Nach Fertigstellung stehen hier je zwei Wohnungen im Erdgeschoss und ersten Obergeschoss sowie eine größere Wohnung im Obergeschoss zur Verfügung. Über einen neuen Treppenaufgang und Fahrstuhl auf der rechten Seite des Gebäudes sind die Wohnungen zugänglich.
Text u. Fotos: Hans Wilkens