06.04.2023 – Großbrand im Logistik Port Varel

Varel (LK Friesland) – Das Osterfest stand am Donnerstagmittag unmittelbar vor der Tür, der Plan für das Wochenende bereits von vielen geschmiedet, als die Meldeempfänger aller drei Vareler Ortsfeuerwehren auslösten: F3, Lagerhalle, Karl-Nieraadstraße, brennt Papierballen in Halle.

Bild: Brennendes Altpapier in der Halle

Ungute Erinnerungen an 2018 kamen wieder hoch. Doch von vorne. Am frühen Nachmittag hatte ein Mitarbeiter den Brand in der Halle entdeckt und erste Löschmaßnahmen vorgenommen. Fast zeitgleich informierte er die Leitstelle Friesland/Wilhelmshaven über das Feuer. So war die Alarmierung bereits raus, die Feuerwehr schon unterwegs, als die automatische Brandmelde- und Löschanlage auslösten.
Das Objekt, eine Halle 160x130m, unterteilt in drei Abschnitte, westlicher und östlicher Bereich, in der Mitte baulich getrennt einer Durchfahrt von 20m Breite zum Be- und Entladen auch als Brandschutzschneise. Diese jeweils flankiert durch Brandschutzmauern mit Brandschutztoren. In den Lagerbereichen jeweils mit eingelagerten Altpapierballen in bis zu 8m Höhe. In dem vom Brand betroffenen östlichen Bereich war das Altpapier in der Halle in drei Reihen von Altpapier verlaufend in west-östlicher Richtung gestapelt.

Die mittlere Reihe davon hatte Feuer gefangen, in der Halle herrschte durch Rauchentwicklung Nullsicht.
War 2018 beim Brand des Altpapiers der Wind ein wesentlicher Faktor der die Ausbreitung des Feuers unkontrollierbar machte, war in der geschlossenen Halle es der Rauch, der in der Anfangsphase nicht ausreichend abziehen konnte, für Nullsicht sorgte und die Einschätzung der Gefährdung für die vorgehenden Trupps fast unmöglich machte.
Dazu muss man wissen, ein Altpapierballen ist gepresst und wird von Drähten aus Metall als solcher gehalten. Durch die Hitzeeinwirkung lässt die Reißfestigkeit derer nach, nicht zuletzt auch durch das aufgebrachte Löschwasser werden die Altpapierballen instabil und verlieren ihre Standsicherheit. Bei Nullsicht birgt dieser Prozess eben auch für die AGT-Trupps ein hohes Gefährdungspotential. Somit wurden die Riegelstellungen weitestgehend durch mobile Wasserwerfer betrieben. Um mehr Rauch aus der Halle zu bekommen wurden im Verlauf des Einsatzes weitere Abluftöffnungen geschaffen. Mit der danach besseren Sicht war es möglich sich einen besseren Überblick zu verschaffen.


Von oben wurde dies durch den Einsatz einer Drohne der DLRG Varel erreicht um auch einen möglichen Einsturz des Daches in dem Bereich bzw. die bestehende Gefahr einschätzen zu können.
Als Vorteil erwies sich, frühzeitig auch Fachberater des THW angefordert zu haben. Die Kräfte des THW erwiesen sich bei etlichen Aufgaben als wertvoller Partner bei den Löscharbeiten und erledigten logistische oder andere Aufgaben, währenddessen sich die Feuerwehr auf ihre Kernkompetenz dadurch konzentrieren konnte. Die Versorgung der Einsatzkräfte wurde durch DRK und durch den Versorgungszug der Kreisfeuerwehr Friesland sichergestellt. Das Gelände dazu stellten die Stadtbetriebe Varel neben der Einsatzstelle zur Verfügung, dafür herzlichen Dank an dieser Stelle.


Ein wichtiger Aufgabenteil bei diesem Einsatz war wiederum die Wasserversorgung. Zu Spitzenzeiten wurden bis zu 6000l die Minute eingesetzt. Das war dort eine Herausforderung die aber bewältigt werden konnte. Nicht zuletzt auch, weil man über ein Regenrückhaltebecken einen Löschwasserkreislauf einrichten konnte. Aber dennoch wurde alles in der Nähe an Löschwasserstellen genutzt was ging und Kilometer an Schläuchen dazu verlegt.
Gegen Abend konnte dann damit begonnen werden, Altpapier aus der Halle nach draußen zu verbringen. Dort wurde es dann, wenn erforderlich, abgelöscht. Neben den Feuerwehren der Stadt Varel befanden sich die Feuerwehren Bockhorn, Jaderberg und Sande bereits nachmittags mit je einer Gruppe im Einsatz.


Das der Einsatz nicht in 12 Stunden abgearbeitet sein würde, war von vornherein klar. Deshalb wurde am Abend die Ablösung der Kräfte für die Nacht geplant. Zum Einsatz wurden wie auch 2018 Züge der Kreisbereitschaft Ammerland angefordert. Ebenfalls seit dem Abend im Einsatz befindlich war das LUF60 der Kreisfeuerwehr Cloppenburg.
Am Morgen des Karfreitages übernahm wieder die Stadtfeuerwehr Varel wieder die Einsatzstelle. Durch die abgenommene Rauchentwicklung konnte nun auch in der Halle gearbeitet werden und schwerpunktmäßig Altpapier nach draußen verbracht, wo es abgelöscht wurde. Dazu setzte die Papier- und Kartonfabrik eigenes Personal und Gerät massiv ein. Dies dauerte den ganzen Tag über an. Am Abend wurde dann wiederum ein Kräfteaustausch durchgeführt. Für die Nacht übernahmen Kräfte der Kreisfeuerwehrbereitschaft Friesland die Einsatzstelle.


Der Samstagvormittag beschäftigte die wieder an der Einsatzstelle befindlichen Vareler Feuerwehrkräfte im Wesentlichen mit Abbauarbeiten. Diese hatten schon stellenweise am Freitag begonnen und wurden Samstag fortgesetzt. Gegen Mittag konnte dann endlich Feuer aus gemeldet werden und die Einsatzstelle an die Polizei übergeben werden.
Gezeigt hat sich wieder, was für eine Materialschlacht Papierbrände bedeuten, an Kräften und Ausrüstung. Aber auch das sie lange dauern. Positiv die gute Zusammenarbeit aller beteiligten Einsatzkräfte aus allen bei dem Einsatz involvierten Hilfsorganisationen von Feuerwehr, THW, DRK und DLRG.

Text: Georg von Ivernois, PW
Fotos: Georg von Ivernois, Lucas Eilers

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